Am Sonntagmorgen, 9:00 Uhr, wenn sich viele Mitmenschen noch fünfmal im Bett umdrehen, bevor sie die Gliedmaßen über die Bettkante zum Aufstehen wuchten, trillerte in der Schäferstadt-Halle Hungen die Pfeife eines Schiedsrichters.
Zur frühen Morgenstunde empfing die männliche Jugend C der HSG Hungen/Lich zum Bezirksoberligaduell die HSG Wettertal. Dass die Jungs aus Oppershofen, Gambach und Münzenberg fast alle einen Kopf größer und im Schnitt über ein Jahr älter als die sieben Einheimischen plus einem Einwechselspieler aus der D-Jugend (!) waren, verwunderte nur den interessierten Zuschauer. Die Schützlinge von Trainer Kolja Gress und Knut Stieger, der als Zeitnehmer einsprang und damit neutral agieren musste, zeigten keinen Respekt vor den „langen Kerls“. Die Abwehr stand – so gut es eben ging. Brach einer der Langen doch durch, stand sehr oft „Strahlemann“ und Top-Torhüter Milan Seliger zwischen dem heranfliegenden Ball und dem Netz. Mit einigen Paraden legte er den Grundstock für seine Kollegen auf dem weiten Feld. Die „Sechs“ spielten sich den Ball so lange in Bewegung zu, bis sich, auch durch Einzelaktionen, eine Lücke im Abwehrverband des Gegners auftat und die Kugel dann meist die Festigkeit des Tornetzes prüfte. Manch Gegenspieler der Gastgeber wurde förmlich „in einer Telefonzelle“ ausgespielt. Zur Halbzeit stand es 12:9 vor den Augen von manch überraschten Gastzuschauer.
Die zweiten 25 Minuten begannen so, wie die erste Hälfte endete. Die Mannschaft um den Top-Torschützen Jan-Philipp Jilg ärgerte die Wettertaler noch 14 Minuten, bis es 18:18 Unentschieden stand (39. Min.). Die wahrscheinliche „Gardinenpredigt“ der Gastbetreuer in der Kabine zur Pause zeigte eigentlich keine Wirkungen. Nur durch die nachlassenden Kräfte der sieben „Musketiere“ erzielten die Wettertaler ein paar Tore mehr. Aber aufgeben war nie ein Thema für die Hausherren. Letztendlich siegte die körperliche Überlegenheit gegen die Cleverness und Technik mit 23:26.
Allein die Tatsache, dass die HSG Hungen/Lich nur minus 17 Tore nach 13 von 18 Rundenbegegnungen aufweist, zeigt, welcher Charakter in dieser Mannschaft steckt. Rang 8 von 10 Mannschaften lautet die Zwischenbilanz. Schaut man sich die Tabellennachbarn, die dort mit minus 110, minus 55 oder sogar mit minus 164 Toren stehen, weiß der Handballfachmann, dass mehr in dieser Mannschaft steckt, als die Tabelle mit ihrem statistischen schwarz auf weiß anzeigt.HSG Hungen/Lich: Milan Seliger im Tor; Naim Greß, Nick Ole Seelhof, Fiete Schliwa (D-Jgd.), Aaron Stieger (2), Hagen Möller (5/2), Anton Schliwa (5) und Jan-Philipp Jilg (11/1).
Das letzte Spiel am Sonntag in der Schäferstadt-Halle zu Hungen gestaltete die weibliche Jugend A II gegen den Turn- und Sportverein aus Södel. Die komplette Trainerprominenz der HSG Hungen/Lich, was den weiblichen Jugendbereich betrifft, begleitete die Bezirksoberliga-Mannschaft durch die Partie. Es ging scheinbar schon um die Vorbereitung auf das meisterschaftsentscheidende Spiel in der Sporthalle Münchholzhausen gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen.
Fünf Minuten tasteten sich die beiden Mannschaften ab (4:4). Dann legte der HSG-Porsche die Gänge vier bis sechs ein und rauschte davon. Über ein 10:5 in der 10. Minute, 22:8 nach 20 Minuten und einem 29:12 zum Ende der ersten Halbzeit wurden die Seiten gewechselt, wobei alle Spielerinnen der HSG ihre Spielanteile erhielten.
Der zweite Teil der Begegnung verlief so ähnlich wie die ersten 30 Minuten, nur das ein Abtasten nicht mehr nötig war. Ein Gegenstoß nach dem anderen, tolle Einzelleistungen, aber auch verschiedene Spielzüge und eine glänzend agierende Torfrau erfreuten nur die heimischen Zuschauer. Die Mannschaft des TSV Södel, besonders die Torfrau, konnte einem schon leidtun. Aber so ist eben der Sport. Es gibt Höhen und Tiefen, Freude oder Enttäuschung. Ohne Nachzulassen überrannten die Schützlinge von Alexander Macht, Peter Beuschel, Ulli Will und Tobias Lambmann die Gastmannschaft. Jede Spielerin trug sich in die Torschützenliste ein, außer Alesia Grieb im Tor. Mit sage und schreibe 55:21 besiegte die HSG den TSV Södel.HSG Hungen/Lich: Alesia Grieb (Tor); Marlen Wolf (1), Annika Reichhart (1), Sina-Marie Franz (3/1), Sarah Oymak (3/1), Luana Schäfer (3), Laura Döll (3/1), Marie Menne (4), Larissa Padberg (4), Celine Thiel (9/1), Merit Schweiger (11/1) und Julie Baumbach (13/1).
Der erstmalige Ausflug einer männlichen Jugend der HSG Hungen/Lich in Hessens höchste Spielklasse (Oberliga) endete mit einer sehr spannenden und interessanten Partie. Die B-Jugend empfing den Tabellenzweiten aus Dutenhofen und Münchholzhausen. Zunächst verteilten die Hausherren, die unter dem neuen Chef Matthias Platzdasch frischen Wind unter die Schwingen bekamen, keine Gastgeschenke. Der Favorit aus den Wetzlarer Vororten bekam ordentlich Probleme mit dem vermeintlich schwachen Gegner. Die Gäste gingen zwar mit 0:1 in Führung, doch die Hausherren zeigten keinen Respekt. Dank eines wieder genesenen Luca Schmidt zwischen den Pfosten, der einige Torwürfe entschärfte, und geduldig vorgetragenen Angriffen, zeigte die Mannschaft der HSG Hungen/Lich, das Kanonenfutter wo anders herumliegt. Zur Halbzeit führte die Mannschaft um Leon Becker mit 17:15. Es lag eine faustdicke Überraschung in der Luft.
Zehn Minuten in der zweiten Hälfte hielt Hungen/Lich dem zunehmenden Druck der Gäste noch Stand. Dann ließen Konzentration sowie die Kräfte bei den Gastgebern nach. Die Hoffnung auf einen Sieg gegen die Truppe aus Wetzlar zerplatzte wie eine langsam dahingleitende Seifenblase in der Luft. Tor um Tor baute der Gast den Vorsprung aus und gewann trotz Gegenwehr der „HuLi’s“ mit 25:31. Obwohl die B-Jugend der HSG Hungen/Lich das letzte Spiel der Saison in der Oberliga verlor, muss man den Hut vor dieser Mannschaft ziehen. Die Moral und der Spaß am Handballspiel stimmte … wieder. Schade nur, dass die Spielrunde vorbei ist. Es wären noch einige Überraschungen und positive Endergebnisse möglich gewesen.
HSG Hungen/Lich: Luca Schmidt (Tor); Tim Heckmann, German Kasperkowitz, Lasse Schmidbauer (1), Jona Freitag (1), Nico Böhm (2), Jan Machura (2), Jan Bastel (2), Justus Freitag (6/1) und Leon Becker (11).
Ohne die etatmäßige Abwehrchefin und Kreisläuferin Laura Spieker empfingen die Bezirksliga-A-Damen am Samstag in der Schäferstadt-Halle den Tabellennachbarn aus Friedberg. Verstärkt durch einige Nachwuchskräfte aus der weiblichen A-Jugend ging die Mannschaft von Marcus Jung ans Werk. Mit 1:0 ging Hungen/Lich gleich in Führung. Doch dies sollte für lange Zeit die einzige Führung gewesen sein. Die Gäste aus der Nachbarkreisstadt fanden besser in die Anfangsphase der Partie und zogen auf 1:4 davon (6. Min.). Bis zur 14. Minute regierten beide Torfrauen auf der Platte. Acht Minuten fiel kein Tor. Livia Gleim beendete die Torflaute zu Gunsten der Gastgeberinnen. Im Verlauf der restlichen ersten Halbzeit holten nun Steffi Will und Co. Tor um Tor auf. Bei einem vielversprechenden Zwischenergebnis von 9:9 wurden die Seiten gewechselt.
Der bessere Start zur zweiten Hälfte der Begegnung lag auf Seiten der HSG Hungen/Lich (11:9). Danach scheiterten zu viele Angriffsversuche an der Torfrau Friedbergs. Tore waren überhaupt Mangelware. Nach 48 Minuten stand es noch 13:13 unentschieden. Während der letzten zwölf Spielminuten geschah nicht mehr viel, bis auf den Endspurt der Gäste. Beim 15:18 und nach 60 Minuten pfiff der Unparteiische diese Begegnung ab.
Fazit: Eigentlich ganz einfach. 18 Tore in 60 Minuten kassieren ist vollkommen in Ordnung, aber nur 15 selbst erzielen? Dies ist tatsächlich zu wenig. Hier muss sich der Verantwortliche oder Trainer Marcus Jung zu den nächsten Trainingseinheiten etwas einfallen lassen. Denn die Saison 2022/2023 ist noch sechs Spiele lang.HSG Hungen/Lich: Nadja Schmalhaus, Alesia Grieb; Shana Appel, Nina Träger, Mareike Schmied, Katharina Find, Julia Schweiger, Marie Truckenmüller (1), Livia Gleim (2), Leonie Henrich (3), Stefanie Will (4) und Celine Thiel (5/3).
Am Samstagabend zur besten Handballzeit kehrten zum Männerspiel in der Bezirksoberliga alte Bekannte in die Schäferstadt-Halle zurück. Carsten Schäfer, langjähriger Trainer der HSG Hungen/Lich, und Alexander Diehl, einstiger Spieler der Gastgeber, wollten beide Punkte für ihren neuen Verein HSG Goßen.-Buseck/Beuern entführen. Dies gelang nicht!
Das ausgerechnet für diese brisante Begegnung nur ein Schiedsrichter anstatt ein Gespann von dem Verantwortlichen des Bezirks eingeteilt wurde, erwies sich als unglücklich. Einige Entscheidungen des Unparteiischen wären durch ein zweites Augenpaar anders ausgefallen.
Zum Spiel: Die erste Viertelstunde verlief für die Hausherren recht vielversprechend. Beim 7:6 durch Marvin „Willi“ Schmied (15. Minute) sah die Handballwelt für die Hausherren noch einigermaßen rosig aus. Doch dann gab es einen Riss im Spielfluss von Luca Macht und Kameraden. Der Torwart der Gäste konnte einige Torwürfe mit tollen Reaktionen entschärfen oder das Ziel wurde weit verfehlt (Test auf Standhaftigkeit der Hallenseitenwand). Dazu gab es zu viele Löcher in der Deckung von Hungen/Lich. Tor um Tor baute Großen-Buseck/Beuern den Vorsprung aus. Beim 13:17 ging es in die Katakomben zur Besprechung.
Wie Thomas Wallendorf, Trainer und Verantwortlicher, seine Jungs wachgeschüttelt hat, wissen nur die Spieler und er. Auf jeden Fall kam die Mannschaft der HSG Hungen/Lich hellwach aus der Kabine. Mit acht Torerfolgen hintereinander, ohne einen einzigen Gegentreffer zu kassieren (auch dank Max Krieg im Kasten), legten die Hausherren zwischen der 31. und 39. Minute den Grundstock zum Erfolg. Die Gäste erholten sich nur schwer von diesem Zwischenspurt, kamen im Laufe der zweiten Halbzeit bis auf zwei Tore Unterschied heran. Dann zog Hungen/Lich wieder auf vier Tore davon. Selbst eine zweifache Unterzahl verwalteten die vier übrig gebliebenen Feldspieler der „HuLi‘s“ durchaus clever und gekonnt. Am Ende siegte die HSG Hungen/Lich verdient mit 32:29.
Zeitstrafen: Hungen/Lich 4, Gr.-Buseck/Beuern 1.
HSG Hungen/Lich: Maximilian Krieg, Nico Berg (n.e.); Tobias Koppermann, Michel Schäfer, Jan Anhäuser, Ben Steffan (1), Marvin Schmied (3), Paul Dönicke (4), Luca Macht (4/1), Anton Hahn (6/2), Niklas Wenzel (7) und Johannes Kreß (7).