Für die HSG Hungen/Lich war es das erste Derby in der Regionalliga der Frauen. Der Gast war mit der TSG Leihgestern eine Nummer zu groß für die junge Truppe von HSG-Trainer Paul Günther. Leihgestern setzte sich mit 32:24 (15:14) durch und übernahm die Tabellenspitze, weil die bisher ungeschlagene HSG Gedern/Nidda gegen die HSG Weiterstadt/Braunsh./Worf. die ersten beiden Minuspunkte einsammelte.
Ohne Aimée Mitzkat, Lina Richter und Nele Liebich sowie mit einigen angeschlagenen Spielerinnen war Günther bereits vor Spielbeginn klar, dass ein schwieriger Abend auf seine Mannschaft zukommt. Vor rund 600 Zuschauern brauchte die HSG ein paar Minuten, um sich zu finden. Leihgestern nutzte diese Phase und legte in der fünften Minute durch Nicole Kunzig auf 4:1 vor.
Der HSG-Express kam nun langsam ins Rollen. Mit einem Doppelpack hatte Selina Lotz in der elften Minute das Spiel zum 5:4 gedreht und das, obwohl TSG-Trainerin Jonna Jensen den Lauf der Gastgeberinnen bereits zwei Minuten vorher mit einer Auszeit unterbrechen wollte.
Es war ein kampfbetontes Spiel, in dem die Abwehrreihen dem Gegner nichts schenkten. Hier, wie auch im Angriff, machte sich das Quäntchen mehr Erfahrung auf Seiten der TSG bemerkbar. Hungen/Lich leistete sich einige Zeitstrafen und agierte im Vorwärtsgang stellenweise zu ausrechenbar. Es war ein flottes Spiel, mit sehenswerten Ballstafetten aber auch Wild-West-Phasen, in denen sich die Teams gegenseitig den Ball klauten oder ihn freiwillig hergaben. Bis zum Pausen-14:15 sahen die Zuschauer eine abwechslungsreiche und ausgeglichene Partie mit leichten Vorteilen auf Seiten der Gäste.
Im zweiten Durchgang hielt Hungen/Lich bis zum 21:21 von Merit Schweiger in der 44. Minute mit. In der Folge schwanden bei der HSG langsam die Kräfte und Leihgesterns Torhüterin Tizia Weier leistete mit ihren Paraden einen weiteren Beitrag zur Aufwärtsspirale ihrer Mannschaft. Günther versuchte seine Damen mittels Auszeit in der 42. Minute beim Stand von 21:24 aufzubauen, aber der Substanzverlust war spürbar.
Zu allem Überfluss erwischte HSG-Kreisläuferin Gretha Nau die durchbrechende Nessima Kerdi, mit 13 Tore auffälligste Akteurin an diesem Abend, in der 49. Minute unglücklich am Arm und wanderte mit einer roten Karte in die Zuschauerposition. In den letzten zehn Minuten spielte Leihgestern seine Erfahrung aus, war in der Abwehr griffiger, im Angriff cooler und insgesamt abgezockter. Hungen/Lich fiel im Angriff nicht mehr viel ein, sodass am Ende ein 24:32 von der Anzeigetafel leuchtete.
„Wir hatten nicht mehr genug Tiefe im Spiel, sind zu viel parallel gelaufen und nicht mehr zwingend in die Eins-gegen-Eins-Situation reingekommen“, erklärte Günther. „Am Ende ist das Spiel für mich mit zwei, drei Toren zu hoch ausgefallen. Aber wir werden die richtigen Schlüsse draus ziehen.“
Hungen/Lich: Neuheuser, David; Knoblauch, Lotz (6), Schneider, Schweiger (1), Weber (5), Steinruck (2), E. Nau (4), Niebergall (4/2), Staub, G. Nau (2) und Bohn.
TSG Leihgestern: Stövesand, Weier; Zander, Prauss, Boulouednine (5/3), Welchert (4), Clausius, Zörb, Nowak, Kerdi (13/5), Appel (3), Kunzig (3), Jochem (1) und Eiskirch (3).
Schiedsrichter: Ekk/Walter; Zuschauer: 600; Zeitstrafen: 8:2 Min.; Rot: G. Nau, Foulspiel (49.); Siebenmeter: 3/2:12/8.