Die Coronavirus-Pandemie und der Lockdown haben überall das Vereinsleben beeinflusst. Auch bei der Handballspielgemeinschaft Hungen/Lich. Wie man trotzdem den Kontakt hält und das Wir-Gefühl stärkt, hat die Challenge „In 30 Tagen um die Welt“ gezeigt. Im Interview spricht Jugendkoordinator Matthias Platzdasch, einer der Organisatoren, über das Erfolgsrezept.

Herr Platzdasch, wie ist die Lage, hat die HSG in 30 Tagen einmal die Welt umrundet oder sind Sie gescheitert?

Ja, wir haben sogar unser gestecktes Ziel von 35.000 Kilometern schon nach 21 Tagen erreicht.Und weil viele Leute Spaß daran hatten, haben wir uns noch die Landfläche von Norden nach Süden vorgenommen. Momentan sind wir nach Überquerung des Südpols auf dem Weg von Nordschweden zurück nach Deutschland. Ende dieser Woche werden wir dann wahrscheinlich 50.000 Kilometer gelaufen sein.

Wieviele Menschen konnten Sie damit zum Laufen bewegen?

Insgesamt haben sich 552 Teilnehmer angemeldet. Darunter sind aber viele Familien, wo mehrere Personen auf einen Account laufen. Wir gehen davon aus, dass mehr als 600 Läufer für uns Kilometer gesammelt haben.

Warum ist die Challenge ein so großer Erfolg geworden?

Wir wollten mit der Challenge das Vereinsleben, das „Wir“, wieder nach vorne bekommen. Und das haben wir geschafft. Man ist zwar getrennt voneinander,aber doch miteinander für die Sache gelaufen. Und gleichzeitig konnte man sich auch mit anderen messen – das hat viele verbunden. Und wir haben viele unterschiedliche Leute für unsere Aktion begeistert. Sogar prominente Unterstützung von jetzigen und ehemaligen Profi-Spielern gab es.

Wer denn zum Beispiel?

Ex-Nationalmannschaftsspieler Dominik Klein hat Grüße aus Bayern gesendet und ist auch gleich einige Kilometer für die HSG gelaufen. Oder Mattias Andersson, der zweimalige Champions-League-Sieger und Torwarttrainer der Deutschen Männernationalmannschaft. Er hat uns via Instagram gegrüßt und lief einige Kilometer für uns. Und vor Kurzem hat sich Timm Schneider aus Pohlheim, der jetzt beim VfL Gummersbach spielt, angeschlossen.

Was bedeutet die gewonnene Challenge für das Vereinsleben?

Alle Chat-Gruppen sind dadurch wieder aktiviert worden. Viele Mitglieder haben sich an der Aktion beteiligt und so ihr Interesse am Vereinsleben dokumentiert. Das war ein guter Startschuss und jetzt müssen wir schauen, dass wir Schritt für Schritt auch wieder in den Kontakthandball zurückkehren können: über Außeneinheiten in kleinen Gruppen, Laufeinheiten und Fitnesstraining. Wir hoffen, dass wir im April erste kontaktlose Einheiten wieder in der Halle machen können.

Wie ist die Situation im Verein, hat die HSG durch die Coronavirus-Pandemie Mitglieder verloren oder konnten die Jugendlichen gehalten werden?

Den einen oder anderen Jugendspieler werden wir sicherlich durch die Zeit ohne Spielrunden verloren haben. Wie viele es sind, werden wir erst nach der Rückkehr ins Vereinsleben wissen. Aber mit der Challenge haben wir auch gezeigt, dass wir alles außer gewöhnlich sind. Und das ist es, was diese Zeiten verlangen. Wir haben viele kreative Köpfe, die sich in den Verein einbringen, die Spaß am Handball vermitteln und dabei auch die Gemeinschaft in den Vordergrund stellen.

Sie haben unter anderem mit den Licher und Hungener Bürgermeistern gewettet, ob sie die Challenge schaffen. Ihr Einsatz: Sie hätten ansonsten putzen müssen. Nun muss Lichs Bürgermeister Julien Neubert für jeden gelaufenen Kilometer zahlen. Man könnte sagen: Guter Deal.

Ja, wir haben zwar die Wette gegen die Bürgermeister gewonnen, aber wir werden trotzdem am 27. März bei der Aktion in Lich „Die Stadt putzt sich“ und später im Jahr bei der Aktion „Sauberhaftes Hungen“ mitmachen.

Das ehrt Sie. Aber zurück zum Handball. Die Pandemie scheint noch lange nicht vorbei. Was passiert eigentlich ,wenn Sie in den nächsten Monaten noch nicht wieder den Spielbetrieb aufnehmen können?

Sollte das in den nächsten Wochen und Monaten noch nicht möglich sein, so werden wir uns die eine oder andere Besonderheit wieder einfallen lassen. Die Laufgruppe läuft übrigens weiter und vielleicht haben wir es nächstes Jahr um diese Zeit geschafft, bis zum Mond zu laufen.

Gießener Allgemeine Zeitung (von Nastasja Akchour) vom 17. März 2021