TG Friedberg : HSG Hungen/Lich 28:37 (12:19)
Gibt es einen Komparativ von “letztes Aufgebot”?
Ja – denn unsere U 17 trat gleich ohne 8 Spieler zum ersten Qualifikationsspiel an.
Aus handballerischer Sicht ist es ein irres Unterfangen, wenn man ohne Torwart, Ersatztorwart, Rückraum-Links, Rückraum-Rechts, Kreisläufer und Abwehrchef vor einem wichtigen Spiel steht. Immerhin ist die TG Friedberg auch nicht gerade Laufkundschaft und für seine engagierte Jugendarbeit bestens bekannt. Die Truppe von Trainer Patrick Neehuis spielte mit der C-Jugend in der abgelaufenen Saison Landesliga und die B-Jugend spielte eine gute Rolle in der BOL.Unter der Woche versuchte man, in Großkrotzenburg gegen einen guten Gegner ein paar Dinge einzuüben, die am Wochenende angewandt werden sollten. Das hat gut geklappt, jedoch wurde die Liste der Langzeitverletzten Luca Schmidt, Leon Becker und Nico Böhm noch bei der HSG Preagberg um Christopher Schönwetter erweitert, der einen Bänderriss erlitt.
Die Neuzugänge Jona Freitag (HSG Lumdatal), Christian Bär (HSG Grünberg/Mücke) und Ruslan Platonov (ZSKA Kiev) waren allesamt noch nicht spielberechtigt und auch Silas Ohly aus unserer C-Jugend war wegen seiner Konfirmation verhindert. Zu allem Überfluss musste auch der Mannschaftsverantwortliche, Udo Böhm, kurzfristig passen.
So wurde der verbleibende Kader von 6 Feldspielern um den 2009 geborenen Torwart Milan Seliger und den jüngeren Bruder von Christopher, Sebastian Schönwetter, ergänzt. Basti spielte zuletzt vor 3 Jahren Handball, meldete sich nach der schweren Verletzung seines Bruders aber sofort als Notnagel und einziger Auswechselspieler – Danke!
Das Spiel in Friedberg fasste der anwesende Jugendleiter, Kolja Kress, treffend zusammen: “”Ganz starkes Spiel Jungs, da hat sich die Fahrt echt gelohnt”.
In der Sportpsychologie spricht man von einer optimalen Situation, wenn Angst und Motivation in der Waage sind. Dieser Zustand ermöglichte eine Teamleistung, die so vorher nie gesehen wurde. Während sich das Häuflein HuLi’s ohne Rückraumschützen warm machte, rollte eine Wand an Spielern, teils groß gewachsen, auf der Friedberger Seite durch die Hallenhälfte. Der gute Schiedsrichter, Thomas Höhl, bemerkte vor dem Spiel denn auch, dass das wohl ungleiche Kräfteverhältnisse seien.
In der Kabinenansprache vor dem Spiel hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Gleichzeitig sahen der Mannschaftsverantwortliche, Andy Machura, und Trainer Maik Schönwetter in 8 funkelnde und entschlossene Augenpaare.Offensive Abwehr mit Ballgewinn, Kampfgeist und viel Bewegung am Kreis und von einlaufenden Außen waren die Kernpunkte des ausgegebenen Matchplanes. Sie waren auch spielentscheidend!
Zunächst gingen die Hausherren über ihre wuchtigen Halben mit 3:0 in Führung. Die Außen Lasse Schmidbauer und Jan Bastel waren zu zentralen Abwehr- und Rückraumspielern umfunktioniert worden und hatte kurz Anpassungsprobleme im neuen Job.
Jedoch kämpfte man sich direkt wieder heran und das Spiel war in der Folgezeit bis zur 10. Minute ausgeglichen.Jetzt allerdings griffen die Rädchen vorne wie hinten perfekt ineinander. Die Abwehr gewann unzählige Bälle mit ihrem aktiven und ballorientierten Stil. Daraus resultierten pfeilschnelle Gegenstöße, die kompromisslos versenkt wurden. Wenn man mal ins Positionsspiel kam, spielte man geduldig und mit vielen Übergängen von Außen und dem rechten Rückraum.
Eine Halbzeitführung mit 7 Toren war verdient. Allerdings merkte man auch schon erste Verschleißerscheinungen, die Tribut an ein sehr hohes Tempo waren. So machte sich auch unsere Reha-Trainerin Christina schon vorsorglich mit dem Inhalt des Medizinkoffers vertraut.
Die Halbzeitansprache war kurz. Zum einen gab es kaum etwas zu verbessern, zum anderen hatte das Trainerteam noch seine Verwunderung ob der gebotenen Teamleistung zu verarbeiten. Man nahm sich vor, den Vorsprung möglichst schnell auszubauen, um dem Gegner die letzte Motivation zu rauben. Zudem nutzte man die volle Pausenzeit zur Erholung.
Halbzeit 2 wurde von zwei Spielern dominiert: Zum einen Justus Freitag als genialer Vollstrecker und Anspieler. Zum anderen Kreisläufer Tim Heckmann, der im Fach “Sperren” eine eindeutige 1+ zu erhalten hatte und damit unzählige Tore von Justus ermöglichte. Das Ganze wurde unterstützt durch gut getimtes Einlaufen von German, Basti und Jan Bastel von der linken Außenposition.Das Team hatte noch für etwa 15 Minuten Sprit im Tank und zwei schöne Treffer von Lasse und Jan Machura stellten der Sieg beim 34:22 sicher. Der Rest war Verwalten und Reduktion des Tempos.So kamen die Jungs aus Friedberg noch einmal auf, scheiterten nun aber vermehrt an unserem glänzend aufgelegten Torwart Milan.
Mitgereiste Eltern und Mitspieler waren begeistert und feierten unsere wackeren Kämpen angemessen.Ein derart hoher Erfolg mit diesem Kader war nicht zu erwarten. Eine kämpferisch wie spielerisch nahezu perfekte Teamleistung wird lange in Erinnerung bleiben.
HSG Hu/Li: Milan Seliger im Tor, Justus Freitag 19 Tore, Tim Heckmann 2, Jan Machura 7, Lasse Schmidbauer 2, Basti Schönwetter 1, German Kasperkowitz und Jan Bastel 6; auf der Bank: Andy Machura, Maik Schönwetter, Christina Heckmann und Luca Schmidt; 7-Meter: Friedberg: 1/0, HuLi 0/0; Zeitstrafen: TGF 4 (Gill, Gehlhaar 2x, Trainer Neehuis) – Hu/Li 0; Schiedsrichter: Thomas Höhl (SV Rosbach)