Am frühen Samstagabend empfing die weibliche Jugend A der HSG Hungen/Lich zum letzten Spiel in der Jugend-Bundesliga-Handball (JBLH), Gruppe 4, den HC Erlangen. Für beide Mannschaften galt es, durch einen Sieg weiterhin am Bundesligageschehen teilzunehmen. Ein Unentschieden hätte den Mittelfranken schon gereicht.
Der Chef-Bundestrainer Jugend Jochen Beppler ließ es sich nicht nehmen, diesem Spiel seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Im Hexenkessel Schäferstadt-Halle zu Hungen, die Fans der Gäste brachten gute und lautstarke Stimmung mit, begannen die Gastgeberinnen nervös, was zu einigen technischen Fehlern führte. Aber Dank einer aufmerksamen Anna Czwak zwischen den Alu-Pfosten konnte Erlangen nicht davonziehen. Einer 6-0-Deckung von Hungen/Lich stand eine offensive 3-2-1-Deckung der Gäste gegenüber. Für den Zuschauer sehr unterschiedliche Abwehrvarianten im direkten Vergleich. Nach 15 Minuten der ersten Halbzeit stand es unentschieden 9:9. Bereits in der Anfangsphase zeigte die Spielmacherin von Erlangen ihre große Klasse. Immer wieder setzte sie ihre Mitspielerinnen durch präzise Vorlagen ein oder erkannte die Löcher in der HuLi-Deckung. In dieser Phase der Partie zog Erlangen durch vier Tore in Folge erstmals davon. Erst eine Zeitstrafe der Erlanger „Chefin auf der Platte“ stoppte den guten Lauf der Gäste. Liska Steinruck und Co. hielten dagegen, konnten phasenweise bis auf zwei Tore die Zwischenergebnisse verbessern. Liska Steinruck war es auch, die bei einer tollen Einzelaktion grob gefoult wurde. Rote Karte für eine Spielerin der Erlanger Mannschaft. Diese personelle Schwächung brachte Erlangen nicht aus dem Rhythmus. Mit 17:21 endete die erste Hälfte dieser Begegnung.
Zunächst änderte sich im zweiten Abschnitt des Spiels nicht viel. Erlangen legte vor und die Mittelhessinnen antworteten. Trotz einer phasenweise offensiveren Deckung, konnte Hungen/Lich den Wirkungskreis der Gäste-Spielmacherin nie ganz einschränken. Nach 39 Minuten Gesamtspielzeit führte Erlangen sogar mit fünf Toren. Wer aber nun glaubte, dass die Hausherrinnen die Segel einziehen würden, hatte sich ganz gewaltig getäuscht. Mit Glück und Verstand umspielten die „HuLi’s“ die offensive Deckung der Gäste. Mit körperlichem Einsatz erzwangen sie den direkten Torerfolg oder über den Umweg durch Strafwurf. Nun begann der Auftritt von Merit Schweiger an der Siebenmeter-Linie. Die junge Frau zeigte keine Nerven und verwandelte sieben Strafwürfe nacheinander in der zweiten Halbzeit. Hungen/Lich kam dem Ausgleich immer näher. In Minute 55 war es dann so weit. Nach drei Treffern in Folge (Merit Schweiger, Liska Steinruck und Leonie Henrich) stand es 33:33. Die Spannung unter den Zuschauern wuchs. Der Anfeuerungslärm aus beiden Lagern stieg. Die Schäferstadt-Halle zitterte bis zu den Grundmauern. Ausgerechnet jetzt musste Liska Steinruck eine Zeitstrafe verbüßen. Es folgte die Führung für Erlangen. Zeitstrafe für Erlangen. Verwandelter Strafwurf von Merit Schweiger. Ausgleich. Luisa Beyer brachte Hungen/Lich seit langer Zeit wieder in Führung. Wieder der Ausgleich durch die Spielmacherin der Gäste. Zeitstrafe für Erlangen. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt konnte Merit Schweiger einen Strafwurf nicht verwandeln. Der Gegenangriff der Franken verpuffte und abermals Luisa Beyer erzielte die 36:35 Führung in der 59. Minute. Die Spannung wuchs ins Unermessliche. Beim letzten Torwurf der Erlanger A-Jugend stand Anna Czwak an der richtigen Stelle im Kasten der HSG Hungen/Lich. Unter tosendem Applaus feierte die weibliche A-Jugend ihren ersten doppelten Punktgewinn in der Jugend-Bundesliga Handball mit 36:35 und damit eine Fortsetzung der Spiele in Deutschlands höchster Spielklasse.
Der Erlanger Mannschaft, besonders der 17-fachen Torschützin und bereits oft genannten Spielerin, gehört der größte Respekt. Wegen einem einzigen Tor die Bundesliga verlassen zu müssen, ist sehr schmerzhaft. So grausam kann der Sport sein.
Für die HSG Hungen/Lich weiter in der Jugend-Bundesliga tätig: Alesia Grieb oder Anna Czwak im Tor; Marlen Wolf, Celine Thiel, Luana Schäfer, Emilie Unger, Jana Büschel, Julie Baumbach (2), Selina Lotz (3), Rike Bohn (3), Leonie Henrich (3), Luisa Bayer (6), Liska Steinruck (9) und Merit Schweiger (10/7).